Der Forschungsverbund
Im Jahr 2017 veröffentlichte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eine Förderbekanntmachung im Feld der „DDR-Forschung“, um in einem wettbewerblichen Verfahren die geistes- kultur- und sozialwissenschaftliche Forschung zum „Erbe des Sozialismus“ in der deutschen Forschungslandschaft zu stärken und strukturell zu verankern.
Der Forschungsverbund "DDR-Vergangenheit und psychische Gesundheit: Risiko- und Schutzfaktoren (DDR-PSYCH)" ist aus diesem Wettbewerb als einer von insgesamt vierzehn Forschungsverbünden hervor gegangen.
Unter Leitung von Prof. Elmar Brähler und der Universitätsmedizin Mainz gliedert sich das Projekt in fünf Teilverbünde aus unterschiedlich profilierten Forschungseinrichtungen, die im interdisziplinären Austausch jeweils Teilaspekte des Themas beleuchten.
Anfang des Jahres 2019 hat der Verbund seine Arbeit aufgenommen und wurde vom BMBF zunächst bis Juli 2023 finanziert. Nach einer Evaluation der Ergebnisse ging das Projekt zum August 2023 in eine zweite Förderphase, die bis zum Jahr 2025 angelegt ist.
Universitätsmedizin Mainz
Binnenmigration als Risiko- und Schutzfaktor
Die Universitätsmedizin Mainz untersucht in ihrem Teilprojekt Risiko- und Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit ostdeutscher Bürger_innen unter besonderer Berücksichtigung der Binnenmigration (Ost-West- & West-Ost-Migration). Es werden Zusammenhangsmuster der psychischen Gesundheit unter Berücksichtigung sozial-struktureller Einflüsse des DDR-Systems und transgenerationaler Einflüsse anhand langjährig geführter Repräsentativbefragungen und anderer Kohorten (ALLBUS, Sächsische Längsschnittstudie, SOEP, GESIS Panel) analysiert.
Verantwortliche für das Teilprojekt:
- Univ.-Prof. Dr. rer. biol. hum. Elmar Brähler
- Univ.-Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Manfred E. Beutel
- Dr. phil. nat. Dipl.-Psych. Ana N. Tibubos
- Dr. phil. Kristine Khachatryan
- Ayline Heller (M.Sc. Psychologie) – Wissenschaftliche Mitarbeiterin
- Christoph Kasinger (M.Sc. Psychologie) – Wissenschaftlicher Mitarbeiter
- Lisa Braunheim (M.A. Soziologie) – Wissenschaftliche Mitarbeiterin
- Daniëlle Otten (M.Sc. Sozialwissenschaften) – Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
Langfristige Auswirkungen der DDR-Vergangenheit auf das psychische Wohlbefinden
Das Teilprojekt des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) fokussiert sich auf die langfristigen Auswirkungen der DDR-Vergangenheit und des Umbruchs nach der Wiedervereinigung auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden. Dabei werden zwei Fokusse in den Analysen gesetzt:
Zum einen werden basierend auf retrospektiven Angaben zur Lebenssituation in der DDR und der sozio-ökonomischen Entwicklung Anfang der 90er und bis in die Gegenwart Lebenslaufprofile identifiziert, die für psychische Gesundheit als Schutz- und Risikofaktoren wirken können.
Zum anderen wird analysiert, welche Rolle Persönlichkeitseigenschaften neben den sozio-ökonomischen Faktoren für die Entwicklung der psychischen Gesundheit im Übergang von der DDR zur gesamtdeutschen Geschichte und bis heute gespielt haben. Alle Analysen basieren primär auf Daten des sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und beinhalten einen Vergleich zwischen Ost- und Westdeutschland.
Verantwortliche für das Teilprojekt:
- Prof. Dr. phil. David Richter
- Dr. (soz.) Theresa Entringer - Wissenschaftliche Mitarbeiterin
- Laura Buchinger (M.Sc. Psychologie) - Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Robert Koch-Institut
DDR-Vergangenheit, Soziale Lage und Auswirkungen auf die psychische und psychosoziale Gesundheit
Das Teilprojekt des Robert Koch-Instituts nutzt Daten bevölkerungsrepräsentativer Gesundheitssurveys, die zu fünf Zeitpunkten erhoben wurden: 1991-1992, 1998, 2003, 2008-2011, 2009-2012. Anhand dieser Daten wird zunächst beschrieben, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der psychischen und psychosozialen Gesundheit von Menschen, die in der ehemaligen DDR bzw. der BRD sozialisiert wurden, bestehen. Da die Daten einen Zeitraum von 20 Jahren umfassen, können auch Aussagen darüber getroffen werden, wie langfristig die gesundheitlichen Auswirkungen der Sozialisation in der ehemaligen DDR sind. Außerdem soll im Rahmen von Kohortenanalysen untersucht werden, welche Rolle das Alter, in dem man in der DDR gelebt hat und die Wiedervereinigung erlebt hat, spielt. Einen weiteren Schwerpunkt des Teilprojektes stellen Zusammenhänge zur sozialen Lage dar. Zum einen wird untersucht, ob die bekannten sozialen Unterschiede in der psychischen und psychosozialen Gesundheit bei Menschen, die in der ehemaligen DDR bzw. BRD sozialisiert wurden, ähnlich oder unterschiedlich ausgeprägt sind. Zum anderen wird betrachtet, ob Unterschiede in der psychischen und psychosozialen Gesundheit auf eine unterschiedliche Sozialisation oder Unterschiede in der sozialen Lage, also z.B. in Bezug auf Einkommen, Bildung oder Berufsstatus, zurückgehen.
Verantwortliche für das Teilprojekt:
- PD Dr. PH Thomas Lampert (Antragsteller/ehemaliger Mitarbeiter)
- Dr. PH Claudia Hövener
- Dr. phil. Niels Michalski
- Dipl. oec. Enno Nowossadeck
- M.Sc. PH Claudia Schmidtke
Universität Greifswald
Biographische Übergänge, psychosoziale Ressourcen und subjektive Lebensqualität
Das Teilprojekt der Universität Greifswald analysiert u. a. auf Grundlage von Daten der „Study of Health in Pomerania“ (SHIP), des assoziierten LEGENDE-Projekts sowie von Daten ausgewählter deutschlandweiter Repräsentativ-Befragungen die langfristigen Auswirkungen von kollektiv geteilten biographischen Übergängen im Kontext der DDR-Sozialisation auf Lebensqualität, (Wohl)Befinden und subjektive Gesundheit sowie die adaptive Funktion und mediierende Wirkung psychosozialer Ressourcen.
Verantwortliche für das Teilprojekt:
Institut für Psychologie, Lehrstuhl Gesundheit & Prävention
- Univ.-Prof. Dr. phil. Silke Schmidt
- Dr. phil. Holger Muehlan
- Dipl.-Psych. Stefanie Hahm
- Laura Altweck PhD
Universitätsklinikum Leipzig
Sozialer und politischer Kontext als Risiko- und Schutzfaktor
Das Teilprojekt des Universitätsklinikums Leipzig (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie) untersucht den sozialen und politischen Kontext als Risiko- und Schutzfaktor für mentale Gesundheit, unter Berücksichtigung vulnerabler Populationen – wie zum Beispiel Vertriebene, politisch Verfolgte und Überlebende von Kindheitstraumata.
Obwohl das westdeutsche System bei innerdeutschen Vergleichen oft als Referenzstandard herangezogen wird, gab es natürlich auch dort belastende Faktoren (z. B. prekäre Arbeitsbedingungen, Arbeitslosigkeit, mangelnde Chancengleichheit), welche zu einer Stressbelastung beigetragen haben. Gleichzeitig gab es im gesellschaftlichen System der ehemaligen DDR protektive Faktoren, wie zum Beispiel gleichberechtigte Rollenverteilung in der Arbeitswelt und soziale Unterstützung im Rahmen der Kinderbetreuung.
Anhand von regionalen und repräsentativen Stichproben untersuchen wir, ob ein Aufwachsen in West- bzw. Ostdeutschland einen Einfluss auf die Häufigkeiten von traumatischen Ereignissen in der Kindheit hat und ob der sozio-politische Kontext ein Risiko- bzw. Schutzfaktor für mentale Gesundheit ist, unter Berücksichtigung vulnerabler Populationen sowie Generationseffekten und Ortszugehörigkeit. Die Analysen basieren auf Daten aus Repräsentativbefragungen und Kohorten (u.a. REP, SHIP, LIFE, NAKO).
Verantwortliche für das Teilprojekt:
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie:
- Univ.-Prof. Dr. med. Georg Schomerus
- Dr. med. Sven Speerforck
- Univ.-Prof. Dr. med. Hans J. Grabe (Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Greifswald)
- Dr. med. Christine Ulke
- Dipl. Laök. Toni Fleischer
- M.Sc. Claudia Helmert
- M.Sc. Thomas McLaren
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Audiovisueller Wissenschaftstransfer, Medienentwicklung und -produktion
Aufgrund der besonderen gesellschaftlichen Relevanz von DDR-Forschung und der anhaltenden Wirksamkeit der behandelten Fragestellungen im politischen Diskurs der Bundesrepublik Deutschland beinhaltet der Projektauftrag explizit die Vermittlung der wissenschaftlichen Vorgehensweisen und Ergebnisse nicht nur an das Fachpublikum, sondern auch an die allgemeine Öffentlichkeit.
Der Bereich Wissenschaftstransfer und Wissenschaftskommunikation wurde daher in ein eigenständiges Teilprojekt ausgegliedert, für dessen Umsetzung das Zentrum für Audiovisuelle Produktion (ZAP) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz verantwortlich ist.
Im Projektverlauf wird die Projekthomepage www.ddr-studie.de sukzessive erweitert und medial angereichert. Für jüngere Zielgruppen betreibt das ZAP in Zusammenarbeit mit der Campus Media-Lehrredaktion Wissenschaftskommunikation des journalistischen Seminars der Universität Mainz den Instagram-Kanal wir.da.drueben.
Verantwortliche für das Teilprojekt:
Zentrum für Audiovisuelle Produktion:
- M.A. Natalie Nold
- M.A. Dirk Schulz
- Björn Hirte
- Dr. Nicole Labitzke (Antragstellerin)
Kooperationen und weitere Projektbeteiligte
Prof. Dr. Hendrik Berth, Technische Universität Dresden
www.wiedervereinigung.de
Prof. Dr. Norbert Paul, Leiter des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin & des Graduiertenkollegs der Universität Mainz „Life Sciences, Life Writing“
Beirat
Prof. Dr. Dorothee Alfermann (Leipzig)
Prof. Dr. Michael Geyer (Erfurt)
Prof. Dr. Annett Körner (Montreal)
Prof. Dr. Karl-Dieter Opp (Hamburg/Leipzig)
Prof. Dr. Peer Pasternack (Wittenberg/Berlin)
Prof. Dr. Stefan Priebe (London)
PD Dr. Olaf Reis (Rostock)
Prof. Dr. Manfred Schmitt (Landau)
Prof. Dr. Jürgen Schupp (Berlin)
Annette Simon (Berlin)
Prof. Dr. Carsten Spitzer (Rostock)
Prof. Dr. Heike Trappe (Rostock)