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DIW Wochenbericht 5 / 2025
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Einsamkeit in Deutschland: die gefährdetste Gruppe sind Menschen mit niedrigem Einkommen
Zusammenfassung
Einsamkeit ist ein belastendes Gefühl, das entsteht, wenn Menschen sich mehr oder intensivere soziale Beziehungen wünschen, als sie tatsächlich erleben. Im Gegensatz zu objektiven Zuständen, wie wenige soziale Kontakte oder eine geringe Anzahl enger Freund*innen, ist Einsamkeit ein subjektives Empfinden. Die Gründe für Einsamkeit können vielfältig sein: Manche Menschen sehnen sich nach einem Partner oder einer Partnerin, andere wünschen sich engere oder mehr Freundschaften und wieder andere vermissen eine stärkere Einbindung in ihre soziale Umgebung, wie etwa die Gemeinde, in der sie leben. Diese verschiedenen Ursachen von Einsamkeit können gemeinsam auftreten – sie müssen jedoch nicht zwangsläufig zusammenfallen.
In den vergangenen Jahren ist das Thema Einsamkeit zunehmend in den Fokus der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit gerückt. Dies liegt unter anderem daran, dass zahlreiche Studien auf die gesundheitlichen Risiken von Einsamkeit hingewiesen haben. Forschungsergebnisse zeigen, dass Einsamkeit oft erhebliches psychisches Leid verursacht. Obwohl Einsamkeit selbst keine psychische Erkrankung ist, kann sie die Entstehung von Depressionen, Angststörungen oder Suchterkrankungen fördern. Gleichzeitig wird Einsamkeit mit einem erhöhten Risiko für physische Erkrankungen wie Adipositas, koronare Herzerkrankungen und Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht. Insgesamt stellt Einsamkeit ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko dar, das nicht nur die Lebensqualität beeinträchtigt, sondern auch die Lebensdauer verkürzen kann.
Auch politische Entscheidungsträger*innen haben die Bedeutung des Themas Einsamkeit erkannt. Ende 2023 verabschiedete die Bundesregierung eine nationale Strategie zur Bekämpfung von Einsamkeit in Deutschland. Diese Strategie umfasst Aufklärungsarbeit und zielgerichtete Kampagnen, die das Thema entstigmatisieren sollen. Um Risikogruppen besser zu identifizieren und gezielte Maßnahmen sowie maßgeschneiderte Angebote für diese Gruppen zu entwickeln, sieht sie ferner die Bereitstellung zusätzlicher Forschungsgelder vor.
Die vorliegende Studie knüpft an diese Bemühungen an, indem sie Einsamkeit in Deutschland untersucht. Dabei werden die Verbreitung von Einsamkeit anhand spezifischer Facetten von Einsamkeit (Alleinsein, Isolation, Ausgeschlossenheit), regionale Unterschiede und besonders betroffene Personengruppen analysiert. Die Analysen basieren auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus dem Jahr 2021 – den aktuellen verfügbaren repräsentativen Daten zur Einsamkeit der in Deutschland lebenden Menschen (Kasten). Die Umfragen wurden zwischen Mai 2021 und Februar 2022 durchgeführt, als es bereits Corona-Impfstoffe gab und die Kontaktbeschränkungen nach und nach zurückgefahren wurden. Aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass das Einsamkeitsempfinden der in Deutschland lebenden Menschen zwar noch unter dem Eindruck der Corona-Pandemie stand, aber nicht mehr direkt durch sie und die mit ihr einhergehenden Kontaktrestriktionen beeinflusst war.