Veröffentlichung

Verlag

Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 72(12):550-557

Geschlechts- und regionalspezifische Unterschiede von Kindesvernachlässigung und Gewalt vor der deutschen Wiedervereinigung. Ergebnisse aus GESA, einem Multi-Kohorten Konsortium

Zusammenfassung

Erste Ergebnisse einer bundesweiten Studie deuten auf geschlechtsspezifische Muster mit weniger berichteten Fällen von Kindesvernachlässigung und Gewalt in den Neuen im Vergleich zu den Alten Bundesländern. Ziel der vorliegenden Studie war es diese Ergebnisse in zwei größeren regionalen Stichproben zu überprüfen. Methode: Prävalenzen von Vernachlässigung- und Gewalterfahrung in der Kindheit wurden mithilfe des Childhood Trauma Screeners in den Regionen Greifswald (SHIP, 2008–2012) und Augsburg (KORA, 2013–2014) erhoben. Analyse geschlechtsstratifizierter und regionaler Unterschiede. Die Prävalenzen beider lokalen Stichproben wurden anschließend miteinander verglichen. Ergebnisse: Insgesamt wurden Vernachlässigung und Gewalt in der Kindheit seltener in der Nord-Ostdeutschen Stichprobe (SHIP) berichtet. Die deutlichsten Unterschiede fanden sich in den Kategorien emotionale Gewalt (SHIP: 6,1%, KORA: 8,7%), körperliche Gewalt (SHIP: 5,7%, KORA: 10,3%) sowie körperliche Vernachlässigung (SHIP:10,0%, KORA: 19,2%). Geschlechtsspezifische Muster von Vernachlässigungs- und Gewalterfahrung in der Kindheit unterschieden sich in SHIP und KORA nicht. Schlussfolgerung: Wir diskutieren den möglichen Einfluss des sozio-politischen Kontexts auf die Prävalenz von Vernachlässigung und Gewalt in der Kindheit, da alle selbstberichteten Ereignisse in die Zeit vor der Wiedervereinigung in zwei politisch unterschiedliche Systeme fallen.

Schlüsselwörter

Childhood Trauma Screener - Kindesvernachlässigung - Gewalterfahrungen in der Kindheit - regionale Studien

Abstract

Results from a population-based study suggest sex-specific patterns of self-reported child maltreatment, more frequently reported in former West than East Germany. Aim of the current study was to examine these patterns in two regional samples of the former East- (SHIP, 2008 – 2012) and West German (KORA, 2013 – 2014) population. Child maltreatment was assessed using the Childhood Trauma Screener (CTS). Overall, child maltreatment was less often reported in the East German sample, compared to the West German sample. The most prominent differences were identified in self-rated emotional violence (east 6.1%, west 8.7%), physical violence (east 5.7%, west 10.3%) and physical neglect (east 10.0%, west 19.2%). However, we could not find differences in sex-specific patterns between the East and West German samples. Results were discussed within a historical context, since the events took place before the German reunification in two oppose political systems.

Keywords

Childhood Trauma Screener - self reported childhood neglect - self reported childhood violence - regional studies

Alle Publizierende

Fleischer, T., Ulke, C., Ladwig, K. H., Linkohr, B., Johar, H., Atasoy, S., Speerforck, S., Kruse, J., Zöller, D., Binder, B., Otten, D., Brähler, E., Beutel, M. E., Tibubos, A. N., Grabe, H. J. & Schomerus, G.

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