Heute findet in Berlin der Christopher Street Day statt – ein Ausrufezeichen für Gleichberechtigung, Sichtbarkeit und Vielfalt in Deutschland. Der CSD in Berlin hat eine besondere Symbolkraft, denn die ehemals geteilte Hauptstadt steht synonym für die deutsch-deutsche Vergangenheit. Zu dieser Vergangenheit gehört auch das Leben queerer Menschen in der DDR sowie in der Bundesrepublik Deutschland.
Beide Staaten übernehmen Paragraf 175 aus dem nationalsozialistischen Deutschland, der Homosexualität strafbar macht. 1968 wird der Paragraf 175 in der DDR aufgehoben – Tabus und Stigmata bleiben jedoch bestehen. Das macht sich die politische Führung der DDR zu eigen, indem sie Homosexualität und andere in der Gesellschaft verbreitete Feindbilder mit der benachbarten Bundesrepublik in Verbindung bringt und dort verortet. Queere Menschen bleiben öffentlich unsichtbar. Im Alltag sind sie Diskriminierung und Homophobie ausgesetzt, Treffpunkte werden geschlossen, die Stasi bemüht sich um Kontrolle. Erst Mitte der 1980er bessert sich die Situation leicht, da die SED erste homosexuelle Initiativen und Gesprächskreise zumindest duldet.
In der Bundesrepublik sind queere Menschen im Alltag ebenfalls Diskriminierung ausgesetzt. Hinzu kommt, dass sich der westdeutsche Staat vor allem bis in die 1970er-Jahre in die Pflicht nimmt, Homosexualität „zu ahnden“. Allein in den ersten 15 Jahren der Bundesrepublik werden etwa 45.000 Menschen zu Haftstrafen verurteilt, in der DDR sind es insgesamt circa 4.300 Urteile.
In Westdeutschland findet Paragraf 175 erst 1994 im Zuge der „Rechtsangleichung“ der Bundesrepublik und der ehemaligen DDR sein Ende.
Was aber nicht endet, ist der Kampf für Gleichberechtigung. Happy Pride!
Was bedeutet Dir der CSD in Berlin oder in anderen Städten?
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