In Deutschland lag 2021 der durchschnittliche Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen bei 18% pro Stunde. Dieser unbereinigte Gender Pay Gap berücksichtigt nicht, inwiefern Frauen bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit weniger als Männer verdienen. Werden diese Faktoren einbezogen, zeigt sich immer noch ein Unterschied von 6% (=bereinigter Gender Pay Gap). Im bevölkerungsreicheren Westdeutschland beträgt der unbereinigte Verdienstunterschied sogar 19%, im bevölkerungsärmeren Ostdeutschland jedoch nur 6%. Wie kann das sein? Obwohl die Trennung von DDR und Bundesrepublik mittlerweile mehr als 30 Jahre her ist, trägt sie noch heute (auch) zum Gender Pay Gap bei!
Darum ist der Unterschied in Ostdeutschland geringer:
👉Die sozialistische Idee der prinzipiellen Gleichstellung ist noch immer präsent – auch in der Arbeitswelt.
👉Das 1965 in der DDR verabschiedete Familiengesetz formulierte das Ziel, Mann und Frau sollten einen ähnlichen Beitrag zum Familieneinkommen leisten. Diese Idee hat die Wiedervereinigung überdauert.
👉Über 70.000 kleine Betriebe aus DDR-Zeiten überstanden die unmittelbare Nachwendezeit und behielten ihr DDR-Lohnsystem bei. Großbetriebe wurden hingegen aufgelöst. Das erzeugte ein Vakuum für Neugründungen. Zwischen 1990 und 1994 gründeten überwiegend Ostdeutsche mehr als 400.000 neue, heute mittelständische Betriebe und blieben beim vertrauten Lohnsystem.
Darum ist der Unterschied in Westdeutschland größer:
👉Männerdominierte Strukturen in der Wirtschaft etablierten die Sicht, dass Männer für das Familieneinkommen verantwortlich seien.
👉Das 1958 in der Bundesrepublik eingeführte Ehegattensplitting schafft größere steuerliche Vorteile, je größer die Einkommensdifferenz der Eheleute ist. Steuerlich kann es also attraktiv sein, wenn ein Ehepartner nicht arbeitet – das sind meistens Frauen.
👉Frauen sind in Führungspositionen westdeutscher DAX- und MDAX-Unternehmen unterrepräsentiert.
Was hast du bei diesem Thema für Erfahrungen gemacht? Lasst uns in den Kommentaren darüber diskutieren!
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